„Haben Sie schon das Neueste gehört?“ oder „Weißt du eigentlich schon, dass…?“

„…Sie unseren Standort schließen wollen, und das schon nächstes Jahr.“ So rasant gelangen Gerüchte in Umlauf und halten sich meist hartnäckig.
„Gerüchte sind der Schwarzmarkt der Informationen“ (Kapferer, 1996). Obwohl oft niemand weiß, wie es um den Wahrheitsgehalt der Inhalte steht, entflammen sie immer wieder und verbreiten sich dabei unkontrolliert. Diese Eigendynamik stellt Führungskräfte vor eine anstrengende und langwierige Herausforderung.

„In der Gerüchteküche kochen keine Feinschmecker“ (Peter F. Keller)

Zu Beginn meist von nur einer Person gestreut, verbreiten sich solche „Informationen“ häufig wie ein Lauffeuer im gesamten Unternehmen
- und das erfahrungsgemäß unabhängig vom Wahrheitsgehalt der Aussage oder der Vertrauenswürdigkeit der Quelle. Gerüchte,
die geradezu im Vorbeigehen entstehen, lösen schnell Verunsicherungen und Ängste bei den Mitarbeitern aus und können zu schwer-wiegenden Konsequenzen für das gesamte Unternehmen führen.


Besonders in ungewissen Zeiten erlebt der Flurfunk eine regelrechte Hochkonjunktur. Darunter fallen beispielsweise Standortschließungen oder Rezessionen. Kein Wunder - der gemeinsame Tratsch fördert den Zusammenhalt unter den Kollegen und trägt außerdem zum eigenen Stressabbau bei. Gerede ist dabei aber vor allem dann problematisch, wenn Fehlinformationen weitergegeben werden.
Zudem gelangen häufig auch Inhalte in Umlauf, die (noch) nicht bekannt werden sollten. Diese Art der informellen Kommunikation führt dabei zum gleichen Resultat wie das Kinderspiel „Flüsterpost“: Je öfter eine Information weitergegeben wird, desto stärker verändert sich ihr Inhalt. So entsteht in kürzester Zeit eine große Zahl an verschiedensten Behauptungen mit unbekanntem Wahrheitsgehalt.
Die diversen Varianten der „Wahrheit“ führen dann wiederum schnell zu Verunsicherung und Frustration und mindern sowohl die Gesamtleistungs- als auch die Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens. Der informelle Kommunikationskanal, bestehend aus Gesprächen in der Teeküche oder dem Plausch beim Betriebssport, ist allerdings schwer bis gar nicht kontrollierbar. Und da der Flurfunk
oft nicht bis in die höheren Etagen eines Unternehmens vordringt, besteht für Führungskräfte nur selten eine Chance die Lage zu klären. Vielmehr kann sich hinter ihrem Rücken eine unkontrollierbare Eigendynamik entwickeln.

Spekulationen und Fehlinformationen vorbeugen

Daher ist Prävention die Strategie der Wahl, um Missverständnisse und Ungewissheiten durch Gerüchte gar nicht erst aufkommen zu lassen. Transparenz und klare Kommunikationsstrukturen beugen wilden Spekulationen vor. Die beste Möglichkeit, Mitarbeiter über Betriebsbelange schnell, persönlich und hinreichend zu informieren, bietet ein Intranet. Die Siemens AG nutzt ein solches und hat dadurch die Gerüchteküche erfolgreich kaltgestellt. Weiter Kanäle, wie beispielsweise Mitarbeiterzeitschriften oder Meetings, sind im Vergleich
zum Intranet zwar oft langsamer, aber dennoch wichtige und unverzichtbare Kommunikationswege, um Mitarbeitern wichtige Informationen zukommen zu lassen.


Laut einer Befragung gaben über 60% der deutschen Angestellten an, weitreichende Entscheidungen nicht von ihrem Vorgesetzten, sondern nur vom Hörensagen zu erfahren. In Skandinavien beispielsweise, wo offenere Unternehmenskulturen mit flacheren Hierarchien gelebt werden, liegt deren Anteil bei lediglich 40%. Damit schneidet Deutschland im internationalen Vergleich nur mittelmäßig ab.

Doch manchmal entstehen Gerüchte trotz umfangreicher Präventionsmaßnahmen: Wie sollen Vorgesetzte nun damit umgehen?
Klar Stellung beziehen ist hier das Motto. Präzise Information, um eine weitere Ausbreitung von Gerüchten zu unterbinden. Denn wer informellem Gerede mit starkem Rückgrat und aufrichtiger Kommunikation begegnet, hat die besten Chancen, diese als „Lügen mit kurzen Beinen“ zu enttarnen und schnell wieder in die Versenkung zu schicken.